Vor über zehn Jahren am Schauspiel Dortmund gegründet, kehrt der Sprechchor Dortmund erstmalig nach der Pandemie mit einer eigenen Produktion zurück: Halbwache Geister feierte am Freitag, 26. Mai, um 20 Uhr im Studio seine Uraufführung.
Das Stück über Demenz und den Kreislauf des Lebens hat die Autorin Regine Anacker, Sprechchormitglied der ersten Stunde, geschrieben. Entstanden ist eine Collage aus leuchtenden Erinnerungsmomenten und absurden Gesprächen, Leere und Liebe, Zitaten und Liedern: Wer fast alles vergessen hat, sich selbst und das Leben, erinnert vielleicht noch ein Lied. Halbwache Geister montiert Erfahrungen mit demenziell Erkrankten mit Szenen des absurden Theaters. Die Leere, die sich auftut, wenn Taten und Worte nicht mehr anschlussfähig sind, ist dem Humor und der Melancholie des absurden Theaters ähnlich.
„Die erste Fassung der Halbwachen Geister habe ich im Lockdown geschrieben – auch, weil ich den Sprechchor so sehr vermisste. Die Collage aus Erlebnissen, literarischen Zitaten und Liedern war von Anfang an als Chorstück konzipiert. Und das Thema Demenz treibt mich einfach um, diese Szenen und Texte über das Vergessen und Erinnern brannten in mir auf Umsetzung“, sagt Regine Anacker über ihr Stück: Ort der Handlung ist ein Altenheim, das Leben der Bewohner*innen wird von einer Pflegerin geregelt. Langeweile hier. Hilferufe dort. Hektik überall. Um die Ordnung wiederherzustellen, werden die beiden Bewohner*innen Fichte und Anna gerne in die Ecke zur Bushaltestelle geschickt. Da wird gewartet. Worauf? Vielleicht auf einen Brief von den Liebsten. Oder ein Rückfahrtticket nach Hause? Die Bewohner*innen des Heimes leisten sich Gesellschaft beim Erinnern und Vergessen. Sie blicken zurück in die Vergangenheit und nehmen die Zuschauer*innen auf ihre Spurensuche mit.
- Text: Schauspiel Dortmund
- Fotos: Michael Rasche
Als Musiker auf der Bühne und Sounddesign: Roman D. Metzner
Als Therapie-Katze: die Künstlerin und Tänzerin Gudrun Kattke
Anna: Sylvia Reusse
Dame gegenüber: Sabine Bathe-Kruse
Fichte: Jörg Karweick
Herr O: Roland Schröter-Liederwald
Waltraud: Waltraud Grohmann
Chor der Bewohner*innen: Bettina Bartsch, Dorothea Borghoff, Barbara Born-Wildt, Heidemarie Brüne, Margret Corcilius, Annette Eisler-Strenger, Thomas Elstner, Solveig Erdmann, Birgit Gesing, Sabine Hensel, Henri Hoffmann, Sabine Kaspzyck, Dagmar Kischewski, Petra Krug-Feldmeier, Anne Malkowski, Ulrike Müller, Günter Ott, Traudel Gundula Richard, Karin Rolka-Thomas, Petra Maria Roth, Maria Rühling, Edgar Rupp, Barbara Schmacke, Dieter Schmacke, Christoph Schubert, Ulrike Späth, Elisabeth Stamm, Verena Stanislawski, Sigrid Täubert, Gisela Tripp, Rita Wahle-Voss, Viola Wehn, Sabine Weiland, Hedda Zeitler
Chor der Pflegerin: Anne Grundmann, Peter Jacob, Elke Kalwa-Feige, Margret Kloda, Heike Lorenz, Katrin Osbelt, Heidi Ott
Chor der Psychologin: Regine Anacker, Bärbel Capelle, Constanze Emmerich, Udo Höderath, Birgit Korte, Ulla Stadermann, Lea Sofie Wesner
Regie: Ludwig Robert Juhrich
Bühne und Kostüme: Constanze Kriester, Slynrya Kongyoo, Sandra Kania
Dramaturgie: Shabana Saya
Mitarbeit Regie und Chorleitung: Ekkehard Freye