26. Mai 1828: Der rätselhafte Findling Kaspar Hauser erblickt das Licht der Welt mit sechzehn Jahren. Mitten in Nürnberg steht er sprachlos auf einem Platz, einen Brief ohne Absender in der Hand: „Ich schicke Ihnen einen Knaben. Ich habe ihn seit seiner Geburt keinen Schritt weit aus dem Haus gelassen. Wenn Sie ihn nicht behalten, so müssen Sie ihn totschlagen oder im Rauchfang aufhängen.“ Juristen, Theologen und Pädagogen untersuchen ihn wie ein fremdes Tier und bringen ihm Sprechen und moralischen Anstand bei. Endlich kann Casper erzählen: Von einsamen Jahren im Kerker bei Wasser und Brot, von der Dunkelheit. Alt wird Kaspar nicht. Am 14. Dezember 1833 schleppt er sich mit einer tödlichen Stichverletzung nach Hause. Bis heute ist nicht bekannt, wer der Mörder war. In seiner Grabinschrift auf dem Stadtfriedhof von Ansbach heißt es: Hier liegt Kaspar Hauser, Rätsel seiner Zeit, unbekannt die Herkunft, geheimnisvoll der Tod.
Macht Sprache frei? Schlägt sie goldene Brücken von Herz zu Herz? Oder ist sie ein zu eng geschnürtes Korsett und zieht meterhohe Mauern zwischen den Menschen?
Der Dortmunder Sprechchor steht das erste Mal gemeinsam mit dem neu gegründeten Kindersprechchor auf der Bühne und feiert den kindlichen Blick auf das Leben: 100 Stimmen zwischen 7 und 91 Jahren tönen, flüstern, krakeleen und singen. In welcher Welt möchte ich leben? Kann ich das Leben lieben lernen, obwohl ich noch gar nichts davon weiß? Bleibe ich besser sprachlos? Oder soll ich den Menschen von Devil County erzählen?
Regie und Dramaturgie: Thorsten Bihegue und Alexander Kerlin
Mit Texten von Andreas Dorau, Peter Handke, Werner Herzog, Matthias Seier, Birger Sellin, Jakob Wassermann, Fritz Zorn, Nena und dem Volksmund